Gütesiegel Flächenbewusste Kommune

Das Heft bietet einen gesamtdeutschen Überblick darüber, was die Kommunalpolitik gemeinsam mit der Verwaltung, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft in zehn Politikfeldern für mehr Lebensqualität und ehrgeizigen Klimaschutz erreichen kann, unter anderem bei der Energieversorgung, der Verkehrspolitik, beim Bauen aber auch bei der kommunalen Wirtschaftsförderung und der Bürgerbeteiligung. Jedes Thema wird mit einem informativen Text und Infografiken eingeführt.

Der Magazinteil stellt 12 Pionierinnen und Pioniere aus Unternehmen, Zivilgesellschaft, Kommunalpolitik und -verwaltung sowie 16 gelungene Projekte aus kleinen und großen Kommunen vor.

Auf Seite 34 finden Sie den Beitrag „Flächensparen im urbanen Dorf Bubenreuth“.

Die Gemeinde Bubenreuth wurde vom Freistaat Bayern mit dem Gütesiegel „Flächenbewusste Kommune“ ausgezeichnet. Aufgrund dieser Auszeichnung ist auch der Bayerische Rundfunk auf Bubenreuth aufmerksam geworden. Am 12. Juli 2024 waren Redakteurin Uschi Schmidt und ihr Kamerateam daher für Filmaufnahmen in Bubenreuth.

Gedreht wurde im Kulturhof H7, im Gebiet der Posteläcker und stellvertretend auch bei zwei Bürgerinnen und Bürgern, die im Rahmen der Kommunalen Förderprogramme zur CO2-Einsparung von der Gemeinde Bubenreuth Zuschüsse zu klimaschonenden Maßnahmen bekommen hatten.

Zu sehen war der Beitrag „Flächenbewusstes Wohnen in Bubenreuth“ in der Frankenschau aktuell vom 15. Juli 2024, um 17:30 Uhr. Er ist bis 15. Juli 2026 in der ARD-Mediathek unter folgendem Link abrufbar:

Nachzulesen ist der Beitrag „Ohne Versiegelung: Wie eine Kommune flächenbewusst wachsen will“ auch auf BR24:

Überschrift

Am 21. Juni 2024 fand das zweite FORUM FLÄCHE in Bubenreuth statt, das vom Flächensparmanagement der Regierung von Mittelfranken organisiert wurde. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Gemeinde Bubenreuth, die jüngst vom Landesamt für Umwelt mit dem Gütesiegel „Flächenbewusste Kommune“ ausgezeichnet wurde. Mit der Auszeichnung würdigt die Bayerische Staatsregierung Städte, Gemeinden und interkommunale Allianzen, die sich im besonderen Maße um den Schutz der wertvollen Ressource Boden verdient machen (sh. Bericht im Mitteilungsblatt April 2024, Seiten 10 und 11, sowie  unter folgendem Link:

Flächensparen als Antwort auf zukünftige Entwicklungstrends 

Flächensparen ist kein Selbstzweck, sondern eine Chance zu Verbesserung der Lebensqualität vor Ort. Durch eine vorrangige Innenentwicklung können nicht nur naturbelassene und landwirtschaftliche Flächen geschont werden, sondern Folgekosten für Infrastrukturen gespart und Ortskerne wiederbelebt werden.

„Es ist uns wichtig, dass Flächensparen nicht als Zusatzaufgabe von den Kommunen gesehen, sondern als Chance verstanden wird, aktuelle und zukünftige Entwicklungstrends zu gestalten.“, unterstreichen Franziska Wurzinger und Stefan Gagstetter, die Flächensparmanager an der Regierung von Mittelfranken. So bietet die Schaffung von neuem altersgerechtem Wohnraum im Zuge des demographischen Wandels beispielsweise die Möglichkeit Umzugsketten vor Ort anzustoßen, den Generationswechsel in Eigenheimen zu fördern und damit weniger Flächen im Außenbereich zu erschließen.

Als weiteres Beispiel ermöglicht die zunehmende Digitalisierung kurze Wege und neue Formen des Arbeitens, was insbesondere auch die Attraktivität der ländlichen Räume als Wohn- und Arbeitsorte stärkt. Darüber hinaus können flächen- und energieeffiziente Siedlungsstrukturen einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung leisten.

Bürgerbeteiligung als Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Entwicklung 

Bubenreuth hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensqualität vor Ort zu erhalten und gleichzeitig die historisch gewachsene Ortsstruktur flächenbewusst weiterzuentwickeln. Hierzu startete die Gemeinde bereits im Jahr 2015 den Ortsentwicklungsprozess „Bubenreuth 4.0“ mit integriertem städtebaulichen Entwicklungskonzept. „Die Wünsche der Regierung(en), Wohnraum zu schaffen und Fläche zu sparen sind eigentlich ein inhaltlicher Widerspruch. Dennoch haben wir es geschafft und es macht uns stolz, hier beispielhafte Planungsprozesse und erfolgreiche Bürgerbeteiligung umgesetzt zu haben“, freut sich Erster Bürgermeister Norbert Stumpf.

In einer intensiven Bürgerbeteiligung beispielsweise mit Bürgerforen wird die Ortsentwicklung begleitet, um Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen und für das Thema Innenentwicklung zu sensibilisieren.

„Die heutigen komplexen Anforderungen in den kommunalen Planungsprozessen wie der Bauleitplanung haben nicht nur die Verpflichtung zur Berücksichtigung umfassender Rechtsvorschriften zur Folge“, führt Sandra Thelen vom Planungsamt der Gemeinde Bubenreuth aus. „Vielmehr liegt auch der Fokus auf einem intensiven Bürgerbeteiligungsprozess im Vorfeld und begleitend zum Erlass der Bebauungspläne, um eine Akzeptanz in der Bürgerschaft zu erreichen. Bürgerbeteiligung ist eine Form einer vertrauensbildenden Maßnahme, um das Vertrauen der Bürger in die kommunale Planung zu erhöhen.“

Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort erfasste die Gemeinde Bubenreuth im Jahr 2021 alle Baulücken- und Leerstände im Gemeindegebiet. Ziel war es, Baulücken zu schließen, die Lebens- und Aufenthaltsqualität im Ort langfristig zu erhalten und die Grundstücksnutzung zu unterstützen. Außerdem wurden kommunale Förderprogramme vor Ort zur gestalterischen Aufwertung von Anwesen, für Flächenentsiegelung, Nachbegrünung und Biodiversität sowie zur CO2-Einsparung in den Bereichen Mobilität, Wärme und Strom aufgelegt. In Zusammenarbeit mit der Bevölkerung wurden gemeinsame Ideen und Planungskonzepte zur Aktivierung von Innenentwicklungspotentialen erarbeitet.

Qualitätsvolles Bauen am Beispiel des Entwicklungsgebiets „Posteläcker“ 

Wie schaffen wir es Wohn- und Lebensräume zu verwirklichen, die die Vorteile der Stadt mit den Vorzügen auf dem Land verbinden? Dieser Frage hat sich die Gemeinde Bubenreuth in Zusammenarbeit mit Prof. Manuel Bäumler von der Technischen Universität Dresden gewidmet und unter dem Leitbild „Urbanes Dorf“ ein flächensparendes Quartier für Jung und Alt mit viel Grün sowie kurzen Wege mitten in Bubenreuth entwickelt.

„Das urbane Dorf bildet die Symbiose von Land und Stadtleben. Nachhaltig, gemeinschaftlich und bunt umschreiben die neuen Wohn- und Lebensräume in Bubenreuth Mitte“, so Prof. Manuel Bäumler von der Technischen Universität Dresden. „Das Entwicklungsgebiet Posteläcker zeichnet sich durch eine vierfache Innenentwicklung aus: Alternative Mobilität und Infrastruktur, nutzbares und klimagerechtes Grün, Stärkung der Gemeinschaft, gerechte, vielfältige und ortsangemessene gemischte Bebauung erfüllen die Anforderungen an ein lebenswertes und klimaresilientes urbanes Dorf inmitten von Bubenreuth.“

Prof. Manuel Bäumler führte die Vorteile einer flächensparenden Bauweise aus:

„Die kompakte Bauweise kommt mit etwa 60 Prozent weniger Flächenverbrauch gegenüber herkömmlichen Einfamilienhausgebieten aus, dafür sollen 330 altengerechte und geförderte Wohnungen entstehen.

Das Entwicklungsgebiet wurde nach dem Prinzip der Schwammstadt angelegt, d.h. Regenwasser wird durch extensiv begrünte Dächer und eine Reihe von Retentionsflächen gespeichert, genutzt und verdunstet bzw. zeitverzögert dem Grundwasser zugeführt. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Bewässerung von Bäumen und Pflanzen aus, sondern es entsteht auch ein kühlender Effekt, der das Aufheizen der Stadt in immer heißer werdenden Sommern abmildert, und die Gefahr von Überflutungen bei starken Regengüssen wird minimiert.

Der zentrale Quartiersplatz mit Wasserfläche, ein neuer Nahversorger, ein Alten-und Pflegeheim sowie Kleingewerbe werden als lebendige Mitte zum neuen Bezugsort für Bubenreuth. Darüber hinaus soll ein Energiemanagementsystem auf Quartiersebene aus Geothermie, kaltem Nahwärmenetz, Luft-Wärme-Pumpen und Photovoltaik für einen abgestimmten Energiemix sorgen.

Die vorgesehene Nutzungsmischung ermöglicht die Realisierung der Vision eines autoarmen Quartiers. So bilden Angebote von Car Sharing bis zu ausleihbaren E-Lastenrädern, E-Ladestationen sowie viele Fuß- und Radwege bilden die Basis des Mobilitätskonzepts.“

Sozio-kulturelles Zentrum „Kulturhof H7“ – ein beispielhaftes Projekt der Innenentwicklung 

Zum Abschluss der Veranstaltung besichtigten die rund 30 Teilnehmenden den geplanten „Kulturhof H7“, der derzeit im historischen Ortskern von Bubenreuth mit finanzieller Unterstützung der Städtebauförderung entsteht. Der 2016 erworbene Dreiseithof wird nach dem Umbau künftig das Museum „Musik und Integration“, die Gemeindebücherei, einen Veranstaltungssaal und einen Bürgertreff mit Café beherbergen. Ziel ist es, den Kulturhof H7 zu einem Zentrum der kulturellen und sozialen Teilhabe aller Generationen zu etablieren und zu einer Kulturmarke zu entwickeln. Insgesamt ergeben sich zu jetzigem Stand Förderungen in Höhe von ca. 4.850.300 Euro im Zuge des Bund Länder-Programms Lebendige Zentren und 3.334.000 Euro im Zuge des Investitionspaktes Soziale Integration im Quartier.

Text: Regierung von Mittelfranken

(Juli 2024)

Die Gemeinde Bubenreuth wurde vom Freistaat Bayern mit dem Gütesiegel „Flächenbewusste Kommune“ ausgezeichnet. Umweltminister Thorsten Glauber, Amtschef des Bayerischen Bauministeriums Ministerialdirektor Dr. Thomas Gruber und Wirtschaftsstaatssekretär MdL Tobias Gotthardt überreichten das Gütesiegel bei einem Festakt am 28. Februar 2024 im Max-Joseph-Saal in der Residenz in München.

 

Mit dem staatlichen Gütesiegel, das seit dem Jahr 2019 an insgesamt elf Gemeinden vergeben wurde, würdigt die Bayerische Staatsregierung Städte, Gemeinden und interkommunale Allianzen, die sich in besonderem Maße um den Schutz der wertvollen Ressource Boden verdient machen.

 

Die 8-köpfige Jury aus Vertretern der Ministerien für Umwelt, Wirtschaft, Bau und ländliche Entwicklung, des Gemeindetags, der TU München und dem Bund Naturschutz entschied aus der Vielzahl der im Jahr 2023 eingereichten Bewerbungen – die Anzahl lag im dreistelligen Bereich – über die drei Preisträger. Als Auswahlkriterien hierfür galten ein effektives Flächenmanagement, die Relevanz für (inter-)kommunale Entscheidungen, die Kommunikation und Bürgerbeteiligung, die Verbesserung und der Erhalt von Ökosystemleistungen, die Verbesserung und der Erhalt von Grunddaseinsfunktionen und Gemeinschaftsleben, ein vorbildliches Flächenrecycling und flächenschonende Bauformen.

 

Wie im Bericht des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz angeführt, zeichnen sich die neuen Preisträger „insbesondere dadurch aus, dass sie ein aktives Flächenmanagement betreiben und innovative Konzepte und Maßnahmen zur Reduzierung des Flächenverbrauchs anwenden“.

 

Umweltminister Thorsten Glauber betonte in seiner Rede, dass der Schutz von Böden und Flächen herausragende Bedeutung habe. Flächensparen sei der „zentrale Schlüssel, um kostbaren Boden und unsere einzigartigen Landschaften zu erhalten“. Das Ziel seines Ministeriums sei daher, den Flächenverbrauch in Bayern in Partnerschaft mit den Kommunen zu senken. Dies gehe nur gemeinsam und dazu brauche es „kluge Lösungen, damit die Kommunen ihre Entwicklungschancen nutzen und gleichzeitig Flächen schonen können. Entsiegelung, Flächenrecycling und die Belebung von Ortskernen können zu einer besseren Flächennutzung beitragen. Die ausgezeichneten Kommunen sind dafür großartige Ideengeber.“

 

Wirtschaftsstaatssekretär MdL Tobias Gotthardt verwies in seiner Laudatio auf die große Erfahrung mit Großprojekten, die Bubenreuth aus der Geschichte heraus habe, als nach dem Ende des zweiten Weltkrieges 2000 heimatvertriebene Sudetendeutsche aus Schönbach/Luby in Bubenreuth aufgenommen wurden.

Aus der Vielzahl der Projekte hob Staatssekretär Gotthardt besonders den 2015 gestarteten ISEK Prozess, das 2021 durchgeführte Flächenmanagement, das Kommunale Förderprogramm für das Sanierungsgebiet „Bubenreuth Nord“ sowie den Umbau und die Sanierung des alten Dreiseithofs H7 hervor. Damit gehe die Gemeinde mit gutem Beispiel voran, den Ortskern zu beleben und aufzuwerten.

 

Anerkennende Worte fand der Staatssekretär dafür, dass in Bubenreuth „alle an einem Strang ziehen und gemeinsam mit hochgekrempelten Ärmeln für ein lebenswertes Bubenreuth arbeiten.“ Er dankte der Gemeinde „für ihren vorbildlichen Einsatz“ und ermunterte sie, „weiterhin so engagiert mit dem Flächensparen weiterzumachen“.

 

 

Projektbewerbung

 

Bubenreuth hat sich mit mehreren Projekten für das Gütesiegel beworben. In der Information über die Preisträger führte das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz für die Gemeinde Bubenreuth folgendes an:

 

„Bubenreuth ist dank seiner Lage und Infrastruktur ein beliebter Wohnort. Um die hohe Lebensqualität zu erhalten und weiterzuentwickeln sowie gleichzeitig die historisch gewachsene Ortsstruktur zu sichern, startete die Gemeinde 2015 den Ortsentwicklungsprozess ‚Bubenreuth 4.0 mit integriertem städtebaulichen Entwicklungskonzept‘.

 

In einer intensiven Bürgerbeteiligung beispielsweise mit Bürgerforen, wird die weitere Ortsentwicklung regelmäßig thematisiert. Die Gemeinde erfasste 2021 Baulücken- und Leerstände. Ziel war es, Baulücken zu schließen, die Lebens- und Aufenthaltsqualität im Ort langfristig zu erhalten und die Grundstücksnutzung zu unterstützen. Kommunale Förderprogramme zur gestalterischen Aufwertung von Anwesen, für Flächenentsiegelung, Nachbegrünung und Biodiversität sowie zur CO2-Einsparung in den Bereichen Mobilität, Wärme und Strom wurden aufgelegt. Durch die Aufstellung von Bebauungsplänen konnte eine im Innenbereich gelegene Brachfläche für Wohnbebauung wieder nutzbar gemacht werden. Für ein 5,6 Hektar großes Areal in der Ortsmitte wurde Baurecht für Geschosswohnungsbau geschaffen. Außerdem wurden neue Wohnungen errichtet, und es soll ein verkehrsberuhigtes Quartier mit Wohnungen, Wohnraum für ‚Leben und Wohnen im Alter‘, Nahversorger, Bäcker/Café, Laden- und Praxisräumen entstehen. Mit finanzieller Unterstützung durch die Städtebauförderung wird eine ehemalige, teils denkmalgeschützte Hofstelle zum Kulturhof umgebaut. Nahe der S-Bahn-Haltestelle sind ein Parkhaus und eine Bike & Ride-Anlage entstanden.“ 

 

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